alto en calorias
Ich denke daran, wie sehr ich mich auf den Südsommer gefreut hatte, während dicke Regentropfen auf das Zelt prasseln. Der Schlafsack in den ich mich gewickelt habe ist wunderbar warm, es ist nämlich nicht mein eigener sondern ein geliehener vom Zeltplatz. Aber von Anfang an: In Seron, dem ersten Camp auf dem O-Trek im Torres del Paine Nationalpark war es glühend heiß und dank dem Ozonloch ist die UV-Strahlung hier so stark, dass die Schafe im Laufe ihres Lebens blind werden. In der Nacht kam jedoch ein Sturm auf und seitdem ist das Wetter eher kühler mit einzelnen Regenschauern.
Das Camp Seron ist ein sympathisches kleines Feld mit zwei Häuschen das der Firma Fantastico Sur gehört. Neben Fantanstico Sur gibt es noch Vertice Patagonia, die auch Camps im Park betreiben und wenn man die Einheimischen fragt, dann heißt es, dass Vertice eher eine professionelle und kundenorientierte Philosophie verfolgt, während Fantastico von ein paar planlosen Kiffern betrieben wird, denen das meiste egal ist. Wir können diesen Eindruck bestätigen. Am Abend in Seron packen die angestellten Kiffer einen großen Fernseher aus und versprechen denen einen Drink, die zuerst ein Karaokelied singen. Ben und ich sind schon heiter genug und wir verdienen uns mit Udo Jürgens jeweils einen Pisco Sour.
Der O-Trek ist ein langer und anstrengender Rundweg, der um das Torres del Paine Massiv führt und für den der Zugang streng limitiert ist. Nur wenige dürfen jeden Tag auf die Wanderung starten und im Laufe der Tage entwickelt sich eine recht persönliche Beziehung zu den anderen Gruppen, da man jeden Tag dieselben Leute sieht. Wegen Omikron haben die meisten ausländischen Touristen ihre Reisen gecancelled und außer uns sind nur noch wenige Nicht-Chilenen unterwegs. Bei der Karaoke sind alle begeistert von deutschen Liedern und als nächstes singen wir Du Hast von Rammstein.
Eine der mit uns wandernden Gruppen ist die Familie R. aus Santiago, die wir sofort lieb gewinnen. Die beiden Eltern machen mit drei ihrer vier Töchtern einen Patagonien-Urlaub und wir verbringen von da an jeden Abend mit ihnen. Vor Allem Daniel ist begeistert und lädt die fünf spontan nach Österreich ein (und meint das auch ernst), wir werden Familie R., sobald wir wieder in Santiago sind, besuchen. Außerdem verbringen wir unsere Abendessen meist mit einem Medizinstudenten aus Salt Lake City und einer Krankenschwester aus Temuco (was auf unserem Fahrradweg liegt), auch sie lädt uns zu sich nach Hause ein.
Das Essen unserer Reise gestaltet sich speziell, Ben hatte ein bisschen die Führung bei der Auswahl der mitzunehmenden Nahrungsmittel übernommen. Seine Expertise zieht er aus seiner langjährigen Erfahrung als Leichtgewichtsruderer im amerikanischen Universitätssport, hier hält man sich in der Trainingszeit etwa 7-10 Kilogramm über dem Wettkampfgewicht, welche man dann kurz vor dem Einwiegen wieder verlieren muss. Um viel Kalorien mit wenig Gewicht zu sich zu nehmen achtet man darauf, dass die gegessenen Nahrungsmittel eine möglichst hohe Energiedichte haben und genau diese Eigenschaft macht Essen auch zum Wandern interessant. Die Warnung: „Alto en Calorias“ ist groß auf hochkalorische Lebensmittel in Chile aufgedruckt, für uns wirkt das Label eher einladend und so packen wir frittierte und gezuckerte Erdnüsse, Nougatriegel, Sonnenblumenkerne und dunkle Schokolade in die Rucksäcke. Selbstverständlich kommt auch richtiges Essen mit: Gefriergetrocknete Mahlzeiten wie sie auf Raumstationen verwendet werden sind inzwischen in jedem Outdoor-Geschäft erhältlich und wir führen pro Person zehn davon mit uns. Man muss allerdings dazusagen, dass wir bereits nach Tag 4 anfangen, von frischen Gurken und Tomaten zu fantasieren.
Nun aber zurück zum Anfang: Mit den neugewonnenen Bekannten geht es vom Camp Seron zum Camp Dickson und von dort weiter zum Camp Los Perros – am Tag darauf steht eine Passübequerung an. Mit steigender Höhe wird es ungemütlicher, die Temperaturen sinken in Richtung Gefrierpunkt und es setzt ein unterbrochener Regen ein, der die Luft mit klammer Feuchtigkeit erfüllt. Kurz vor dem Zeltplatz kommen wir an einem Gletschersee vorbei, in welchem Ben und ich baden gehen und uns wieder frisch fühlen – die Duschen in Los Perros werden mit ungeheiztem Gletscherwasser betrieben, wir haben also keinen Nachteil. Dann bauen wir die Zelte in einen schlammigen, düsteren Wald auf und die Temperaturen fallen mit der aufkommenden Nacht immer weiter unter den Gefrierpunkt. Lenas und Daniels Schlafsack halten sowas aus, Bens und meiner nicht. Wir schlurfen also zur Rezeption und leihen uns einen Polarsack aus, der leider für kleine Chilenen gebaut ist. Bis zum Bauchnabel gewärmt verbringen wir also die Nacht und stehen um 5:30 Uhr bei weiter strömendem Regen auf und bereiten uns für die Passüberquerung vor. Und die hat es in sich. Inzwischen ist ein Eissturm aufgezogen, das Gesicht brennt vom aufprasselnden Hagel, eisige Passagen machen Steigeisen wüschenswert und jedes Teil unseres Equipments kommt zum Einsatz. Schönerweise kommt uns die Situation von Skitouren eher vertraut vor und am Ende des Aufstieges werden wir mit einem Blick auf den riesigen Glaciar Grey belohnt.
Hallo Lena, wunderschöne Fotos, hoffentlich müßt ihr nicht zuviel frieren. Paßt gut auf euch auf, in Gedanken bin ich so oft bei dir.
Oma
Ich bewundere euren Elan. Die Fotos sind einmalig!! Ich wünsch euch weiterhin ein tolles Wandern, hoffentlich bei weniger Regen und Kälte.
Lenchen,soviele Eindrücke!!!So nass, so kalt, so hungrig und doch so einzigartig. Halt die Ohren steif, mein Schokoschneckerl
Lenchen,soviele Eindrücke!!!So nass, so kalt, so hungrig und doch so einzigartig. Halt die Ohren steif, mein Schokoschneckerl
Bussi an alle😘
Durchhallllllllten🥳
Hallo Leni, schade, daß ich keine Foto in den Status stellen kann, da außer den Pumafotos keine in der Galerie sind. Aber diese habe ich in den Status gestellten. Hoffentlich könnt ihr gut relaxen bis es weitergeht. Wie ist das Wetter. Paßt gut auf euch auf. Gedanklich bin ich viel bei dir mein Schatz. Alles Liebe und viele Bussis, deine Oma