schrei aus stein

Fitz Roy bei Sonnenaufgang

Wir haben uns für einige Tage in El Chaltén niedergelassen. Das ist ein kleines argentinisches Dorf, das hauptsächlich von Bergsteigern, Wanderern und Kletterenthusiasten besucht wird. Hier sind wir zu einigen Tagestouren ins Bergmassiv aufgebrochen. Wenn man in dieser Gegend wandert ist nicht ganz klar, ob man sich in Chile oder in Argentinien befindet, weil die beiden Länder noch nicht so genau wissen wo ihre Grenze verläuft. Man hat versucht in einer Konferenz den Grenzverlauf zu vereinbaren, kam aber zu keiner Einigung und hat die Entscheidung daher einfach vertagt.

Ich kann es den beiden Ländern jedoch nicht verübeln. Die Gegend ist mal wieder dermaßen schön, dass die Touristen (zumindest im Sommer) zuhauf ins Gebirge strömen. Argentinien hat daher vor einigen Jahren Nägel mit Köpfen gemacht und hier den Ort El Chaltén gegründet – sehr zum Unmut der Chilenen. Das Bergmassiv in dieser Gegend enthält zwei der berühmtesten Berge der Welt: Den „Cerro Torre“ und den „Monte Fitz Roy“, der schon seit Jahren Ls Lieblingsberg ist.

Cerro Torre

Der Cerro Torre gilt als der mit am schwierigsten zu besteigende Berg der Welt – erst 1974 hat es ein Team auf den Gipfel geschafft. Naja, oder 1959, oder 1970. So klar ist das nicht. 1959 sind ein Italiener und ein Österreicher zu einem Besteigungsversuch aufgebrochen aber nur der Italiener kam zurück. Der Österreicher wurde mitsamt der Kamera, auf der sich das angebliche Gipfelfoto befand, verschüttet. Sein lebender Partner behauptet noch immer, dass sie damals die Bergspitze erreicht hatten, nur kann das niemand glauben. Aus gekränktem Stolz unternahm eben jener italienische Bergsteiger 1970 einen neuen Versuch bei dem er sich, sehr unsportlich, mithilfe eines Kompressors und 400 Bohrhaken die Wand hinaufarbeitete. Kurz vor dem Gipfel besteht der Berg nur noch aus instabilem Eis, darum betrachtete der Mann den Cerro Torre als bestiegen und drehte um. Die erste „echte“ Besteigung gelang erst vier Jahre später.

Bei der Laguna Torre

Werner Herzog produzierte vor etwa dreißig Jahren einen Film namens „Schrei aus Stein“ bei dem es um eine dramatische Besteigung des Cerro Torre geht. Der Titel ist schnulzig, der Film noch viel mehr aber dennoch fällt mir keine passendere Beschreibung für dieses bizarre Felsmonster ein. Wir haben eine Wanderung zum Gletscher beim Cerro Torre unternommen und waren tief beeindruckt.

Gletscher unter dem Cerro Torre
Vor dem Fitz Roy

Der andere berühmte Berg heißt Fitz Roy, benannt nach dem Kapitän des Erkundungsschiffs „Beagle“ mit dem Charles Darwin die Welt bereist hat. Die Ureinwohner dieser Gegend nennen den Berg „Chaltén“ was soviel heißt wie „Raucher“ oder „der Rauchende“. Diesen Namen gaben sie ihm, weil an den allermeisten Tagen im Jahr Wolken die Bergspitze umhüllen und den Eindruck erwecken, dass der Fitz Roy Rauch ausstößt. Bei unserem Zustieg war der Himmel jedoch klar und unbewölkt. Wir hatten die Gegend fast für uns allein, was daran liegt, dass der steile Weg zum Fitz Roy um diese Jahreszeit vereist und nur mit Steigeisen und Stöcken sicher zu bewältigen ist.

Jaja, immer nur Landschaftsfotos…

Unsere Unterkunft ist ein kleines Apartment, das Hugo gehört. Hugo ist der aufmerksamste Gastgeber, den wir kennengelernt haben. Er hat das Haus, in dem wir wohnen selbst gebaut, hat aber dabei wohl nicht so sehr auf die Isolation der Wasserrohre geachtet. Da es nachts minus zehn Grad und noch kälter wird, gefrieren die Rohre und wir haben jeden Morgen kein Wasser. Daher füllen wir abends drei große Kanister auf, mit denen wir in der Früh die Klospülung betreiben können bis Hugo mittags kommt und mit einer Heißluftpistole die Rohre wieder auftaut. Gestern ist dann beim Geschirrspülen das Geschirrspülwasser aus dem Abfluss im Bad wieder rausgekommen und hat die halbe Wohnung geflutet. Diesmal kam Hugo mit einer Zange und einem Pömpel, hat den Abfluss aufgeschraubt und drei etwa pampelmusengroße Büschel Haare aus dem Rohr gezogen. Es ist aber sehr gemütlich und vor Allem warm bei Hugo und wir haben uns rundum wohl gefühlt.

Und klettern waren wir auch noch mal

one response for schrei aus stein

  1. Anonymous sagt:

    Hallo meine Lieben. Die Fotos und ganz besonders das Foto vom Sonnenaufgang am Fitz roy ist ja außerirdisch schön. Fühlt man sich nicht in einer anderen Welt, wenn man dieses Schauspiel in natura betrachten kann ,ja darf, ?! Also da ich bereits alt bin, könnte ich mir gut vorstellen, dies zu erleben und mich dann von unserer , leider etwas aus den Fugen geratenen Welt für immer zu verabschieden. Ihr seid noch jung und kräftig, atbeitet mit, daß das Gute sich auf dieser Welt wieder durchsetzt und die Menschen sich wieder die Zeit nehmen zu genießen, dann wird sich die Welt wieder regenerieren können. Gute, mutige, gescheite und voranschreitende Menschen sind gefragt, ich denke ,daß das ansteckend ist. Bussi Oma