patagonien
Wir sind endlich in Patagonien angekommen! Es ist Winter und man trifft fast gar keine Touristen. Von Pucón aus haben wir die Grenze zu Argentinien passiert und sind durch weite unbebaute Landschaften Richtung Süden gefahren. Patagonien wurde ursprünglich von Deutschen besiedelt und daher trifft man ab und zu auf eine Bäckerei „Rostock“, ein Gasthaus „Waldesruh“ oder eine Brücke, benannt nach Helmut Hopperdietzel, den weder L noch ich kennen.
Die erste Nacht verbringen wir in einem Skiort namens Villa La Angostura. Als wir am nächsten Morgen aufbrechen, müssen wir feststellen, dass ein gewaltiger Erdrutsch die Hauptstraße nach Bariloche versperrt hat. Schulterzuckend rät uns ein Polizist, die „Ausweichroute“ siebzig Kilometer nördlich zu nehmen oder einen Flug am Dorfflughafen zu buchen. Da der Koarl nicht gerne fliegt entscheiden wir uns für die Fahrt.
Wie bereits erwartet handelt es sich bei der „Ausweichroute“ wiedermal um einen breiten Schlamm- und Geröllpfad. Diese Dinge haben jedoch für uns bereits ihren Schrecken verloren. Man muss eben einmal öfter Auto waschen. Wir werden für die Rüttelfahrt jedoch mit wunderbaren, ständig wechselnden Landschaften belohnt von denen es in dieser Gegend so viele gibt, dass wir fast davon übersättigt sind.
Bereits zwei Tage später wollen wir zurück nach Chile einreisen um der berühmten Carretera Austral gen Süden zu folgen und wir quartieren uns auf einem Zeltplatz kurz vor der Grenze ein. Der gruselige Besitzer hatte seit Wochen keine Gäste und ist von unserer Ankunft so erstaunt, dass er ständig telefoniert und seinem Freund davon erzählt wer wir sind und was wir gerade machen. Er möchte andauernd mit uns reden und kommt unangenehm nahe. Außerdem schießt er Photos von uns ohne um Erlaubnis zu fragen. Aus Angst, dass er uns des Nachts mit einer Kettensäge meuchelt beschließen L und ich, zu verschwinden. Wir verlassen den Zeltplatz, finden eine herrliche Wiese direkt bei der Grenzstation und überstehen die Nacht ohne zerstückelt zu werden.
Die Carretera Austral ist eine etwa 1300 Kilometer lange Route im äußersten Süden Chiles. Sie wurde vom Diktator Augusto Pinochet in Auftrag gegeben um die kleinen Orte im chilenischen Teil Patagonien ans inländische Straßennetz anzuschließen und damit mehr Unabhängigkeit von Argentinien zu erreichen. Die Strecke ist sehr beliebt bei Auto- und Motorradtouristen, besteht aber nur zu einem Viertel aus asphaltierter Straße, der Rest ist Schotter und Dreck. Daher empfehlen sich Geländewagen mit Allradantrieb. Weil wir jedoch großes Glück mit dem Wetter haben – es hat wenig geregnet und fast nicht geschneit – trauen wir uns auch mit dem Koarl nach Chile.
Wir sind inzwischen so weit südlich, dass der Funktüröffner vom Koarl nicht mehr funktioniert. Warum das so ist wissen wir nicht aber der Vorbesitzer B hatte bereits dasselbe Problem. Man fährt immer seltener durch Dörfer und auch die Tankstellen werden weniger, daher haben wir zwei Tanks mit Notfallbenzin auf das Autodach gebunden. Das mögen die Polizisten hier zwar nicht gern, wenn wir ihnen aber ein bisschen gut zureden lassen sie uns immer in Frieden.
In drei Tagen haben wir unzählige Klima und Wetterzonen durchfahren. Alle paar Kilometer sah die Landschaft anders aus, dichte Regenwolken rissen auf und wurden zu Sonnenschein und umgekehrt. Wir haben die Nächte im Auto verbracht und mieten uns nun für ein paar Tage ein Holzhäuschen, das von einem kleinen Ofen in der Mitte des Wohnzimmers beheizt wird.
Ach du lieber Gott, ich reg mich über nichts mehr aufc.est la vie, lg und alles Liebe oma