don’t go there, it’s not safe, you will die
„Gib mal die Gasmaske her, ich will den Anhalter erschrecken!“, sagt D, als wir die Matschstraße vom Vulkan Villarrica zurück nach Pucón runterschlittern. Warum wir überhaupt Gasmasken haben? Weil wir auf den Vulkan geklettert sind. Villarrica ist ein 2800m hoher, vereister Gupf, der um diese Jahreszeit komplett mit Schnee bedeckt ist. Fast alle, die wir getroffen haben (außer sämtlichen Schweizern) meinten, es sei nicht möglich, ohne Guide hinaufzugehen. Deshalb sind wir ins CONAF-Büro gelatscht (CONAF ist die chilenischen Nationalparkbehörde) und haben uns erkundigt, wie arg es wirklich ist. Der Chef dort hat gefragt, woher wir kämen, wir meinten, aus den Alpen, er hat gegrinst und gesagt, wir sollten nur drauf achten, Helme aufzusetzen weil manchmal Lavageschosse rausgeflogen kämen. Optimistisch sind wir also ohne Bergführer aufgebrochen.
Der untere Teil des Berges war komplett in Nebel gehüllt und je höher wir kamen, desto mehr haben wir daran gezweifelt, dass sich da irgendwas lichten würde und wir eine Chance hätten, ganz nach oben zu gehen. Ab da wo es kritisch steil wurde sind aber wundersamerweiser die Wolken aufgerissen und ein rauchender Gipfel mit blauem Himmelhintergrund hat sich vor uns aufgetan. „Wird das was?“, frage ich D, es ist fast Mittag, als wir die anstrengendsten 1000 Höhenmeter angehen, ein paar erfolglose Gruppen kommen uns auch schon wieder entgegen. Wir schnallen trotzdem die Steigeisen an, holen die Eispickel raus und beschließen, einfach so weit zu gehen wie wir kommen. Der Anfang ist gut, wir sind fit und überholen einige Teams. Wind mit kleinen Eisbröckelchen peitscht den Vulkan herunter und zumindest ich fühle mich ein bisschen wie Reinhold Messner. Manchmal haue ich deshalb auch meinen Eispickel ins Eis, presse die Lippen aufeinander, schaue mit zugekniffenen Augen zum Gipfel und komme mir vor wie in einem österreichischen Bergdrama. D stapft einfach nur glücklich vor mir her und entscheidet, welchen Weg wir nehmen.
„Weg“ ist übertrieben: Der Berg ist eine einzige steile Eisfläche und wir freuen uns, Steigeisen dabei zu haben. Wir gehen und gehen und gehen und irgendwann sind wir an der Schwefelrauchwolke angelangt, die aus dem Krater herauszieht. Ungünstigerweise weht diese direkt über den Zustiegskamm und wir müssen über ein großes Eisfeld rechts davon ausweichen. Wir setzen Gasmasken auf und gehen weiter, aber es wird plötzlich noch viel steiler als es eh schon ist und wir bekommen Angst, auszurutschen und den gesamten Berg runterzuschlittern (eine gleichzeitig lustige und gruselige Vorstellung). Etwa 100m unter dem Gipfel entscheiden wir, umzudrehen, weil uns die Erfahrung für die steile Partie hier oben fehlt und die Schwefelwolke selbst mit Gasmaske fast unerträglich wird. Wir freuen uns trotzdem, dass wir auch ohne Guide so weit gekommen sind und kraxeln glücklich wieder bergab.
Am Tag zuvor waren wir in den „Termas Geometricas“. Das ist eine vom selben Vulkan gespeiste Thermenanlage, die sich mit zwanzig rauchenden Becken durch eine dschungelige Schlucht zieht. Stundenlang sind wir zwischen brodelnd heißem Wasser und eiskalten Wasserfällen hin und her gerannt und waren wahnsinnig glücklich, weil es so hübsch ist.
Eigentlich wollten wir nur einen Tag in Pucón bleiben, irgendwie sind es dann aber doch vier geworden. Einer der ausschlaggebende Gründe war unter anderem das Baumhaus, in dem wir schlafen. Jawohl, wir übernachten in einem Hostel, das Baumhäuser vermietet und obwohl es eigentlich außerhalb unseres Budgets liegt, konnten wir nicht wiederstehen, in einem davon zu wohnen. An der Rezeption sitzt außerdem A, die aus einem Ort ums Eck meiner Großeltern kommt und wir kochen jeden Abend zusammen. Da das Wetter um diese Jahreszeit unbeständig ist, bekommen wir das ganze Paket: aufs Baumhausdach prasselnden Regen, Schneesturm und strahlend rosarote Sonnenuntergänge.
Wuhuuuuuuuuuu Tiptop
Hallo meine Lieben, also ohne guide da hinauf zu gehen mag ich gar nicht, man muß das Schicksal nicht herausfordern. Also bitte macht sowas nicht mehr! Weiterhin alles Gute Oma
Das sind meine 2 Draufgänger! Der Nervenkitzel wurde belohnt mit diesem coolen Erlebnis. Den D seh ich direkt vor mir den Berg hochgehen mit seinem eleganten Schritt 😉 ohne jegliche Anstrengung. Die wunderschönen Fotos verraten, wie schön ihr es habt. Das freut mich sehr. A big hug
Mami
Toller Blog 🙂 A vermisst das gemeinsame Kochen!