gestatten, koarl.
Wir sind mitten in der Atacamawüste. Rechts Sand, links Sand, vorne und hinten auch. Es gibt nicht viel zu tun oder zu sehen hier außer bizarren Mondlandschaften im Valle de la Luna und einem atemberaubenden Sternenhimmel in der Nacht. Wir besuchen eine Sternwarte in San Pedro de Atacama und dürfen durch die Teleskope schauen.
Da ansonsten nichts passiert ist, nutze ich die Zeit um einmal unser Auto vorzustellen – wir haben es ‚Koarl‘ getauft. ‚Koarl‘ ist österreichisch und heißt soviel wie ‚Karl‘. Im Jahr 2006 wurde der Koarl in Olympia bei Seattle von einem Amerikaner gekauft und irgendwann umgebaut. Dann wurde der Koarl nach Südamerika verschifft. Das wissen wir, weil man nicht per Auto von Mittel- nach Südamerika fahren kann. Es gibt zwar eine Landverbindung zwischen Panama und Kolumbien aber ein etwa hundert Kilometer breiter Streifen Dschungel trennt die beiden Straßenenden und verhindert so die Durchfahrt.
Der Koarl wurde dann von einem Autotouristen an den nächsten verkauft und ging durch viele Hände. Wir haben in Kolumbien eine reisende, niederländische Familie kennengelernt, die den Koarl schon mehrfach gesehen hatten. Sie haben ihn mit dem Vorbesitzer und sogar schon den Vor-Vorbesitzern auf Campingplätzen getroffen, jedes Mal auf dem Weg von Kolumbien nach Patagonien oder umgekehrt. Man kann im US-Bundesstaat Washington ein Auto anmelden, ohne Amerikaner zu sein und sogar ohne selbst hinzugehen. Dafür gibt es Leute, die daraus ein Geschäft gemacht haben und für eine kleine Gebühr den gesamten Papierkram erledigen. Man kriegt dann per Post die neuen Nummernschilder, ganz legal und unproblematisch.
Wir können die beiden Sitze der mittleren Reihe im Koarl umklappen um eine Fläche für die Matratze zu schaffen. Unter dieser Fläche befinden sich auch zwei große Metallkisten in die wir unsere Kletter- und Bergausrüstung gestopft haben. Das so entstehende Bett ist erstaunlich gemütlich und auch für große Leute lang genug. Zum Schlafen stellen wir die Rucksäcke auf die Vordersitze, beim Fahren kommen sie nach hinten, es muss also immer ein bisschen umgebaut werden wenn wir campen. Mit der Zeit haben wir den Umbau optimiert. Wo kommt das Toilettenpapier hin, wo das Wasser und wo die Schuhe?
Dank 240 PS fährt der Koarl auch nahezu überall hin. Auf fast 5000m sind wir mit ihm gewesen und er hat nur brav geschnurrt. Mit dem Vorderradantrieb sollte man aber Matschfelder meiden, das haben wir gelernt. Man merkt dem Koarl sein Alter allerdings schon ein bisschen an. Ich würde an dieser Stelle gerne einen Kilometerstand nennen, der Zähler ist aber leider kaputt. Genauso wie die Tank- und Temperaturanzeige. Aus diesem Grund prüfen wir pingelig alle Motorflüssigkeiten und füllen nach was fehlt. Nun ja, da liegt das nächste Problem. Der Koarl ist für amerikanische Vorstädte gebaut und nicht für Schotterstraßen. Mit seinem langen Radstand und der geringen Bodenfreiheit bleiben wir an jedem zweiten Hindernis hängen. Eine Garageneinfahrt in La Paz hat dem Koarl besonders zugesetzt und seitdem verliert er tröpfchenweise Öl. Bei der nächsten Gelegenheit werden wir ihn aufbocken und das Leck verschließen.
‚Koarl‘ ist österreichisch und heißt soviel wie ‚Karl‘ … ganz klar, wer das geschrieben hat :).
Ich find man merkt beim ersten Satz wer den Text geschrieben hat und so ein ‚Koarl‘ bestätigt die Vermutung dann. Ihr wechselt euch brav ab, das macht es um so interessanter. Bin immer ganz gespannt auf neue Beiträge. Coole Blog, eigentlich der einzige den ich lese;)