ode an die bolivianische straßenmeisterei

„Glaubst du, die Straße wird bald besser?“, frage ich D, wenige Minuten später stecken wir fest. In den letzten Tagen ist ein Schneesturm über Uyuni in Bolivien hergezogen und hat alles, was vorher eingetrocknete Erdfahrbahn war, in einen zähen Gatsch aus Schnee, Wasser und roter Erde verwandelt. In dessen Mitte stecken wir nun bis zur Hälfte der Reifen drinnen, der Motor raucht und ich schiebe verzweifelt hinten an (leider mehr mich selbst vom Auto weg als das Auto voran). Was uns irgendwie nicht wundert: Das ist die einzige Straße zur chilenischen Grenze und wir müssen, schlecht oder recht, da durchkommen. Grinsend überholen uns links und rechts 4×4 Geländewagen, während wir uns den Bussen und LKWs mit dem Vorwärtskommen anschließen.


Nach kurzer Zeit trotten uns einige Bolivianer entgegen (ich glaube, es sind die LKW-Fahrer, die komplett resigniert haben) und helfen, uns Meter für Meter vorwärts zu schieben. Bis zur Grenze sind es 200km. Wir wissen nicht, ob sich die Straße bis dahin in irgendeiner Art ändert. In einer Stunde kommen wir gefühlte 10m voran, dann lernen wir A, T und Ch kennen. Sie sind Chilenen und waren auf Urlaub in Bolivien. Ihr Bus ist gestern Abend schon stecken geblieben und sie warten seit 20 Stunden vergebens auf ein Weiterkommen. Nachts hatte es -10 Grad und auch tagsüber lässt der über die Wüste peitschende Wind schnell Hände und Füße taub werden. A, T und Ch sprechen Englisch und helfen uns beim Schieben, Graben und wieder Schieben. D fährt (weil er der einzige ist, der das mit der Traction Control kapiert) und die drei Burschen und ich sind bald in eine feucht-kalte, langsam steifwerdende Dreckschicht gekleidet. Wir bieten ihnen an, sie über die Grenze mitzunehmen, ohne zu wissen, ob wir es dorthin überhaupt schaffen und mit der Prämisse, dass einer von ihnen auf der Kühlbox zwischen den zwei hinteren Sitzen sitzen muss. Verzweifelt nehmen sie an und zu fünft schaffen wir es in weiteren zwei Stunden Arbeit, das Auto auf eine halbwegs fahrbare Straße zu bewegen.

Jeder kriegt ein Plastiksackerl für seine Schuhe und einen Müsliriegel und völlig unerwartet kommen wir dann tatsächlich noch im Hellen an die chilenische Grenze. Dort lassen sie uns (als ob man an unserer Kleidung nicht erkennen könnte, dass wir heute schon wirklich genug Abenteuer gehabt haben) unser komplettes Auto ausräumen, um es auf Obst und Drogen zu durchsuchen. Es geht unfassbar kalter Wind und wir beginnen daran zu zweifeln, dass wir unsere Zehen in diesem Leben nochmal spüren werden. Irgendwann sind sie dann aber doch zufrieden und lassen uns durch. Vorher müssen wir aber noch mit ihrem Gartenschlauch das Auto putzen, weil sie sagen, es sei verboten, mit einem so dreckigen Auto zu fahren.
Bevor das alles passiert ist, haben wir La Paz verlassen. La Paz war vielleicht unsere Lieblingsstadt bisher. Die engen Straßen sind vollgestellt mit Läden, die vielerlei Talismane, Räucherstäbchen, getrocknete Lamaföten und sonst alles, was Hexe für den täglichen Fluch braucht, anbieten. Überspannt ist der Klabauk von 10 Seilbahnlinien, die ubahnähnlich die Stadtviertel verbinden. Die Seilbahnen sind von Dopplmayr. Das sind dieselben, wie sie in Österreich auf jedem Skihang stehen und seelig hören wir dem aufwärtsbringenden Rattern zu, während wir einmal rund um die Stadt fahren.


Nach La Paz fahren wir zur Salar de Uyuni, der größten Salzwüste der Welt, auf die ich mich schon seit Beginn der Reise freue. Online verspricht sie, eine unendliche, weiße, trocken-rissige Ebene zu sein, auf der man wunderbar lustige Fotos machen und Sterne schauen kann. Oben erwähnter Schneesturm hat aber leider die Wüste nicht ausgelassen und wir finden ein dreckig-nasses, kalt-klammes Stück sehr flacher Erde vor. Enttäuscht und besorgt, wir könnten stecken bleiben, wenn wir weiter hinein fahren, drehen wir um und nehmen uns in Uyuni ein Hotel (zugegeben, wir waren auch ein bisschen abgeschreckt von den angekündigten nächtlichen -10 Grad).
Jetzt sind wir in Chile und die Autos hier halten bei roten Ampeln tatsächlich an und man muss nicht um den Benzinpreis feilschen.




Oh mein Gott Kinder, im Moment konnte ich mich gar nicht rühren und kaum atmen, ich lese alles noch einmal und noch einmal und starre vor mich hin. Jetzt geht’s wieder. Ich bin unendlich dankbar, daß ihr sogar drei Schutzengel um Euch hattet Omi
Ganz viel Herzenswärme schick ich euch beiden
Hallo liebe treue Susi, liebe Grüße schickt dir die Oma, von Lena i
Liebe Grüße zurück! Ich genieße den Blog sehr und freue mich, Lenas Reise so mitverfolgen zu können.