saufen und musi

Auf 5000m

Pisac ist ein kleiner Ort im Valle Sagrado, etwa eine Autostunde von Cusco entfernt. Das Valle Sagrado bezeichnet ein ewig langes Tal, in dem neben dem Machu Picchu noch hundert andere Inkadorf-Ruinen an die sanften Berghänge geklatscht sind. Fährt man das Tal entlang, ist es schwer, die riesigen Terassenanlagen zu übersehen und sich nicht zu wundern. Wundern über fast alles, wie, warum, wann und nochmal wie. Eigentlich wollten wir gar nicht nach Pisac, eine Reihe von Zufällen (gleichzeitig glückliche und unglückliche) hat uns hierher geführt.

Die Inkaterassen über Pisac

Zuerst waren wir ja in Cusco. Dort haben wir einen Mechaniker gefunden, der in der Ich-fahre-mit-dem-Auto-um-die-Welt-online-Community als halbgottnah beschrieben wird. Fernando, so heißt der Gute, ist tatsächlich ein Herzerl. Zwar spricht er nur Spanisch aber dank unserer pantomimischen Fähigkeiten und Google können wir ihm erfolgreich erklären, dass unsere Stoßdämpfer hinüber sind und die Lenkung ab 80km/h vibriert. Wissend nickt er, legt sich unters Auto und noch wissender nickend kommt er wieder raus. Nach einem gescheiterten Versuch, uns das Problem auf Spanisch zu erklären, verschwindet er grinsend und kommt mit einer Achse inklusive Antriebswelle wieder, um uns zu zeigen, was er will: Er will den linken Arm der Antriebswelle tauschen, das macht dem Vibrieren den Garaus. Außerdem schüttelt er schon verzweifelt den Kopf, als er unsere Stoßdämpfer nur von außen sieht (ok, zugegeben, es kommt Flüssigkeit raus und das sollte nicht so sein). Dann erklärt er uns, dass in Peru kein Schwein Nissan fährt und dass die Ersatzteile fast unmöglich zu bekommen sind. Irgendwie mit viel Magie, Freunderlwirtschaft und zwei Stunden Telefonieren organisiert er uns dann aber doch neue Stoßdämpfer und einen Antriebswellenarm aus Lima. Die kommen allerdings erst in drei Tagen und das bringt uns nach Pisac.

Auf den Inka-Ruinen bei Pisac

Mit drei unerwarteten Tagen Auszeit sind wir vor eine schwere Entscheidung gestellt: Was tun? Nicht, dass es um Cusco herum an Aktivitäten mangeln würde, eher das Gegenteil ist der Fall. Wir haben uns allerdings schon vor einiger Zeit dagegen entschieden, auf den Machu Picchu zu gehen. Das ist zum einen Teil finanziell bedingt, zum anderen durch unsere Furcht vor Menschenmassen. Wir beschließen deshalb, auf die Ruinen von Pisac zu wandern, die auch schön sind und auch von hohen Bergen umgeben. Als wir gegen Mittag im Ort ankommen,  findet dort gerade das Fest zur Ehrung der „Virgen del Carmen“ statt, das aus Tanzparaden in bunten Kostümen besteht. An was es uns vor allem erinnert: Besoffene Faschingsumzüge mit Blasmusik. Und, wie es zu einer ordentlichen „Musi“ gehört, wird in jedem Lokal am Weg eingekehrt und eine Runde Schnaps aufs Haus getrunken. Das ganze Dorf zieht torkelnd mit den verkleideten, tanzenden Gruppen mit und wir sind die einzigen Touristen, die scheu am Wegesrand stehen, das Treiben fasziniert beobachten und zu dem Schluss kommen: Was die Welt im Innersten zusammenhält ist wohl Saufen und Musi.

Ja, die Alpacas sind echt und tot

Am nächsten Tag schaffen wir es vor Sonnenaufgang auf die Ruinen und wandern dort ganz allein über die riesigen Terassen. Danach, weil der Tag noch so jung ist, fahren wir zum 3 Stunden entfernten „Rainbow Mountain“. Rainbow Mountain hat seinen populären Aufschwung Instagram und Co zu verdanken. Er ist eine bunte Bergspitze auf 5100m Seehöhe, die von schnaufenden und warm eingewickelten Touristen bekraxelt wird. Sehr unromantisch kann man – wenn man so mutig/faul ist wie wir und alle anderen – bis auf 4800m mit dem Auto zufahren. Mutig, weil die Straße nur aus Dreck und Schotter besteht und unsere Stoßdämpfer bei jeder Kurve wie gequälte Pensionistenrücken ächzen. Wir sind allerdings raufgekommen und danach auch wieder runter. Und dazwischen haben wir uns, wie es sich gehört, der schnaufenden und eingewickelten Menschengruppe angeschlossen, oben ein paar Fotos geschossen und waren tief beeindruckt von der Aussicht. Unser erster 5000er und für einige Zeit wohl auch der letzte.

Der Regenbogenberg
Der 6000er ums Eck
Alpacas lassen sich nicht streicheln
Die „Straße“
Gipfelblick

2 responses for saufen und musi

  1. Anonymous sagt:

    Ein super lustiger Leni -Blog. Wenn es an Geld mangelt, lass es mich wissen. So schnell kommst du da nicht mehr hin.
    Bussi auch ab D
    Mami

  2. Anonymous sagt:

    Wie immer, wunderbar zu lesen und fantastisch, dass diese ‚ungeplanten‘ Erlebnisse stets die Erinnerungen bereichern!! 🙂
    Macht weiter so!

    Clara