and thanks for all the fish!
Höhenkrankheit beginnt mit dem Gefühl, dass das Hirn langsamer wird. Logisch, irgendwie, es kriegt plötzlich weniger Sauerstoff. Man merkt das aber nicht so ganz direkt sondern es schleicht sich ein, die Gedanken werden schwieriger zu denken und wenn man versucht, sie festzuhalten entziehen sie sich träge wie Karamell. So als wäre man betrunken ohne den lustigen Teil von Betrunkensein. Kurz danach beginnt das Herz schneller als gewohnt zu schlagen, es wird einem ein bisschen übel und man realisiert: Ich bin nicht plötzlich blöd geworden, ich bin einfach nur zu hoch oben.
Ähnlich geht es uns als wir nahe Santiago in das über 5000 Höhenmeter hohe Gebirge wandern. Es ist sehr trocken, sehr hochgebirgig, sehr anders als alles, was wir sonst in Chile gesehen haben und sehr anstrengend. Das könnte vielleicht aber auch am Rotwein vom Abend davor liegen, den wir zusammen mit Familie R getrunken haben.
Es ist immer schön, Menschen auf Reisen wiederzutreffen, die man auf derselben Reise kennengelernt hat, weil es einem das Gefühl von Heimeligkeit, Zugehörigkeit Nicht-ganz-fremd-sein gibt. Der Abend, den wir bei Familie R (zur Erinnerung, das sind die, die wir auf der 10-Tage-Wanderung im Torres del Paine kennengelernt haben) ist wunderbar und wir sind sehr glücklich.
Abgesehen von diesen schönen letzten Tagen in Santiago ist das hier auch der letzte Blogeintrag. Ich hab das Gefühl, ich sollte vielleicht etwas Zusammenfassendes über die Reise sagen. Sowas ist immer sehr schwierig und meist kristallisiert sich auch erst Zuhause mit gewissem zeitlichen Abstand heraus, was die tiefsten, schönsten und nervenaufreibendsten Eindrücke waren, die ins Repertoire der immer wieder erzählten Geschichten aufgenommen werden. Ihr alle werdet von diesen oralen Übermittlungen auch nicht verschont bleiben, deshalb glaube ich ist eine Auflistung all dessen, was diese zwei Monate ausgemacht hat, auch nicht wirklich sinnvoll.
Was sinnvoll ist, ist vielleicht das Gefühl zu beschreiben, mit dem ich jetzt gerade auf dieses sehr frisch endende Abenteuer zurückschaue. Eine Zeit, die vor allem intensiv war, in all ihren Eindrücken. Was schön war, war unglaublich schön, was anstrengend war, war endlos anstrengend. Jeder Wind war ein Orkan, jeder Regen ein Monsun, jeder Berg der Everest und jeder Tag die Tour de France. Jeder andere Radfahrer, mit dem man ein Bier getrunken hat, war ein „wahnsinnig cooler Mensch“ und jedes Bier verdient. Manche Tage waren Katastrophen und manche Höhenflüge und selten war einer dazwischen einfach so lala.
Wie es aber immer ist werden diese so scharfen Eindrücke, die sich gerade noch wie Neonfarben anfühlen, verschwimmen. Sie werden weich werden, gedeckte Farben annehmen und in Anekdoten gehüllt, weniger einschneidend, klimaktisch und emotional sein. Es ist schön, diese Erinnerungen zu beobachten, wie sie jetzt gerade noch so klar, eindrucksvoll und ungeordnet sind und dann langsam verblassen, sich in ein Muster aus Erzählungen fügen und wie schließlich, mit Humor und Pointen ausgestattet, auch diese Reise, so wie alle Reisen, als kontinuierliche und abgeschlossene Geschichte irgendwo in einem Hirnwinkel zusammenfasst werden wird.
Und sonst? Sonst beginnen die finalen Reisevorbereitungen: Räder einpacken, Olivenöl aufbrauchen, ein Set Kleidung so sauber bekommen, dass man sich damit 15 Stunden neben fremden Menschen im Flieger nicht schämt, die Heimreise aus München organisieren (gerade könnte der Begriff „Bayernticket“ mir nicht ferner sein…), das Mietauto zurückgeben und schließlich auf unseren Kontinent zurückfliegen. Bis übermorgen, ihr Lieben! Und hier jetzt doch noch ein paar Eindrücke in Bildern.
Wunderwunderschöner Text. Sehr, sehr emotional.