wiedermal
Bei unserem letzten Besuch in Pucon haben wir schon einmal versucht, den Villarrica zu besteigen (siehe HIER). Damals ohne Erfolg, da uns Wind und Schwefelrauch einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Nun steht Versuch Nummer zwei an und die Bedingungen scheinen prächtig: Bei unserem Überflug war der Krater schneefrei und stieß kaum Rauch aus. Dann kam der Regen. Also unten in der Stadt hatten wir Regen, auf dem Vulkan war das natürlich Schnee. Zwei Tage lang hat es durchgeregnet bevor das Wetter besser wurde, in der Zeit hat der Villarrica auch wieder seinen Rauchausstoß verstärkt. Ganz ähnliche Bedingungen also wie beim letzten Mal.
Wir fahren wieder (bei Minusgraden) die Holperstraße zum Vulkan hinauf und machen uns auf den Weg. Normalerweise darf der Villarrica nur mit Bergführer bestiegen werden, wenn man aber Mitgliedschaft in einem alpinen Verein nachweisen kann, dann darf man auch alleine gehen (dass die pinschige laminierte Alpenvereinskarte wirklich kein Beleg dafür ist, dass man alleine auf einen Berg latschen kann lassen wir unerwähnt). Alleine zu gehen hat nicht nur den Vorteil, dass man nicht zahlen muss – geführte Touren bestehen meist aus elend langsamen, ständig stoppenden Gruppen, von denen die Hälfte umdreht, weil irgendwer die Belastung nicht aushält.
Am ersten Drittel des Aufstiegs überholen wir also zügig alle bereits gestarteten Touren (besonders nett bei einer fluchenden Gruppe legginsbekleideter Amerikanerinnen („We don’t have that kind of shit in Florida!“)) und arbeiten uns am Ende gemeinsam mit einer geführten Zweiergruppe den immer steiler werdenden Hang hinauf. Der Bergführer dieser Zweiergruppe ist ein unheimlich kompetent wirkender Chilene, der uns ein paar wertvolle Hinweise in den Schnee malt, an welchen Stellen wir am Besten traversieren sollten, um den uns entgegenblasenden Rauch zu vermeiden.
Die Tour ist anstrengend und zum Ende hin technisch anspruchsvoll, es bläst wieder ein starker Wind, Rauchschwaden hüllen uns in Schwefelgase ein und an manchen Stellen ist die Hangneigung so steil, dass man die Steigeisen in anstrengender Vorderzackentechnik verwenden muss. Manchmal hätten wir uns auch ein Eisgerät für die zweite Hand gewünscht. Aber dieses Mal klappt es: Wir sind die ersten am Kraterrand und sehen absolut überhaupt nichts. Es gibt einen blubbernden Lavasee im Krater aber bei dem ganzen Rauch ist an Hineinblicken nicht zu denken. Wir müssen eben nochmal wiederkommen und es beim dritten Aufstieg probieren. Diesmal haben wir übrigens auch keine Gasmasken mit – die Nationalparkbehörde am Eingang hat auf Nachfrage, ob wir diese bräuchten, locker abgewinkt und uns geraten, einfach ein Buff über den Mund zu ziehen. Zwei Tage später haben wir immer noch nach Schwefel schmeckenden Husten…
Am vorherigen Tag haben wir wieder die Termas Geometricas besucht, das sind vulkanische Thermalquellen im japanischen Stil, die in ein Dschungeltal an der Vulkanflanke gebaut wurden. Die roten Holzstege führen etwa fünfhundert Meter in den Wald hinein und enden an einem Wasserfall. Rechts und links der Stege liegen unzählige eckige Becken in verschiedenen Größen in denen mehr oder weniger heißes Wasser vor sich hindampft.
Nun ist es Zeit, langsam wieder in Richtung Santiago zurückzufahren. In zwei Tagesetappen reisen wir nach Reñaca ans Meer, wo wir uns zum Abschluss ein Apartment mit Blick über den Strand genommen haben. Heute geht es dann weiter nach Santiago, wir treffen Familie R aus dem Torres del Paine Nationalpark, die uns zum Abendessen eingeladen haben und wenn alles gut geht, besteigen wir morgen noch einen kleinen 4000er in Sichtweite (nicht von ganz unten, wohlgemerkt). Und dann freuen wir uns langsam langsam auch wieder auf Zuhause, andere Tshirts als die drei, die wir seit zwei Monaten tragen, Schwarzbrot, Freunde und Arbeit.