ey, gringo!

Die Passhöhe

Gestern sind wir von Baños in Ecuador nach Peru gefahren. Zuerst mussten wir von einem Hochplateau über eine viertausend Meter hohe Passstrasse hinab in den ecuadorianischen Dschungel fahren und dann noch einige Kilometer an der Küste entlang zur Grenze. Den Dschungel bemerkt man zuerst am Geruch. Plötzlich riecht es überall genauso wie im Schmetterlingshaus. Ich könnte auch Affenhaus sagen – das trifft ebenso zu – aber Schmetterlingshaus klingt schöner. Man merkt natürlich nur, dass es nach Schmetterlingshaus riecht, wenn man aus der frischen Luft eintritt. Sobald man im Schmetterlingshaus schläft und aufwacht riecht es nach gar nichts. Genauso verhält es sich mit dem Dschungel.

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listo? si, listo! (= passt? ja, passt!)

„First time in Ecuador?“ fragt mich die Dame am Zoll mit einem breiten Lächeln, die an meiner fest umklammerten Dokumentenmappe und Pass erkannt haben muss, dass das für mich nicht nur das erste Mal in Ecuador ist, sondern auch das erste Mal, dass ich offiziell ein Auto in ein fremdes Land einführe. Ich beuge mich über den vor dem Schalter schlafenden Hund und reiche ihr dankbar alle Dokumente durch das Gitter, die ich habe. Sofort und sehr bestimmt gibt sie mir alle wieder zurück und sagt „Most important: Never give away the original documents! Give me the copies.“ Ein paar Minuten später, der Hund hat sich keinen Zentimeter bewegt und ich frage mich, ob er überhaupt lebt, bekomme ich eine temporäre Erlaubnis, mit meinem Auto einzureisen.

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juan der herzensbrecher

Valle de Cocora

Heute haben wir Juan kennengelernt. Juan ist ein junger Mischlingsrüde, der im Valle de Cocora wohnt. Nach unserer Ankunft per Jeep hat er sich gleich an unsere Fersen geheftet und wurde ganz ohne unser Zutun zum Begleiter. Vollkommen gerührt von so viel Zutraulichkeit tauften wir ihn kurzerhand Juan und genossen seine Gesellschaft auf unserer Wanderung. Erste Zweifel an Juans edlen Motiven kamen auf, als er L ihr Milchbrötchen aus der Hand schnappte und damit von ihrem Frühstück zu seinem Frühstück machte. Wir tadelten Juan, freuten uns aber, dass er trotzdem bei uns blieb. Kurz darauf trafen wir eine Gruppe amerikanischer Touristen, die in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war. „Sweet doggie“ und „Oh my god, isn’t he cute“ waren plötzlich viel interessanter für Juan als wir es waren und so ließ er uns enttäuscht im Wald zurück.

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vor-, nach- und nebenurteile

Wir haben einen Reiseführer dabei, da steht in dem Kapitel über Kolumbien am Anfang:

„Wer seine Vorurteile zuhause lässt, der kann ein farbenfrohes und gastfreundliches Land erleben.“

Blöd, dass ich das gelesen hab, denn jetzt kann ich es nicht ungelesen machen. Und daher frage ich mich nun an jeder Straßenecke, ob der Gedanke, der mir gerade durch den Kopf schießt jetzt ein Vorurteil in Aktion ist oder nicht. Beim Obdachlosen zum Beispiel, der in der Bank seelig schnarchend den Boden vor den Geldautomaten beschläft. Das Rattern beim Geldabheben weckt ihn und er macht sich auf den Weg nach draußen. Hmmh, denk ich mir. Bei uns in Mitteleuropa wäre da doch schon vor Ewigkeiten ein Sicherheitsdienst aufgetaucht. Sofort fühle ich mich wie ein überheblicher Westler, der kopfschüttelnd die Zustände in anderen Ländern belächelt.

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autobrumm

Vor zwei Monaten haben wir B auf einem Panamericana Forum kennengelernt. B ist (der netteste) Schweizer (der Welt) und ein halbes Jahr lang mit dem Auto durch Südamerika gefahren. Dieses Auto wollte er danach wieder verkaufen und wir sind dabei als potentielle Käufer über ihn gestolpert. Dann ist viel Telefoniererei, Papierkram und Organisiererei passiert (über die wir uns bei den meisten in den letzten Wochen ohnehin persönlich ausgejammert haben). Und schließlich sind wir heute in dieses Auto gestiegen und losgefahren. Wir können kaum glauben, dass es wirklich da steht. Und fährt. Und sogar noch vollgetankt ist.

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wir packen unsere koffer und nehmen mit…

… eine Reiseversicherung, einen Wasserfilter, eine Campingdusche, 14 Expressschlingen, 4 Bandschlingen, einen Haufen Karabiner, Flipflops zum Duschen, Birkenstocks zum Spazieren, Wanderschuhe zum Wandern, Antibiotika, Travelgum, Zeug fürs Kacken, Zeug gegens Kacken, Malariaprophylaxe, die schon in Afrika, Indien und Nepal war, Regenjacken, dicke Hosen, dünne Hosen, dicke Socken, dünne Socken, dicke Schlafsäcke, dünne Schlafsäcke, amerikanische Nummernschilder für ein kolumbianisches Auto, das uns zwar gehört, das wir jedoch noch nie in Echt gesehen haben, Blöcke, Stifte, Karten, Apps, Stirnlampen, Betaisodona, ein Wörterbuch und noch 3 Taschen voll Zeug.

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